Michael Schultz Daily News Nr. 996

Michael Schultz Daily News Nr. 996

Berlin, den 10. August 2015

am Donnerstag vergangener Woche wurde in einer kleinen Feierstunde der Grundstein für das Kunsthaus Taunusstein gelegt. Auf Initiative der Sammler Dr. Irene Haas und Ulrich van Gemmern sollen ab Frühjahr kommenden Jahres dort, im Ortsteil Niederlibbach, die ersten Ausstellungen zu sehen sein. Dies sei ein 'geiler Tag' für die 500 Seelengemeinde, sagte der Ortsvorsteher in einer bewegenden Rede. Schließlich sei der Taunussteiner Ortsteil ein kleines Dorf, und dass ausgerechnet dort das Kunstsammlerpaar seine Schätze dauerhaft der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, das sei schon was ganz Besonderes.

Stolz präsentieren sich die Politiker mit den Sammlern: auf dem Foto von links der Taunussteiner Bürgermeister Sandro Zehner, Ulrich van Gemmern, Irene Haas und der Niederlibbacher Ortsvorsteher Dieter Weiß. Auf rund 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche, aufgeteilt auf 3 Ebenen, werden in regelmäßigem Rhythmus die Schätze der Sammlung gezeigt. Darüber hinaus denken die Initiatoren auch darüber nach, Ausstellungen mit internationaler Anziehungskraft nach Taunusstein zu holen. Eröffnet werden soll das Privatmuseum mit einem konzentrierten Einblick in einen ausgewählten Teil ihrer Sammlung: Werke von A.R. Penck, Jean Yves Klein, Walter Stöhrer, Helge Leiberg, Reinhard Stangl, Hans Hendrick Grimmling, Hans Sieverding und Ina Lindemann sind für die Premiere vorgesehen. Zum Eröffnungsdirektor wurde Christoph Tannert bestellt, der Leiter des Berliner Künstlerhaus Bethanien.

In einem Kommentar zur Grundsteinlegung schrieb der 'Wiesbadener Kurier' u.a., Taunusstein und der kleine Ortsteil Niederlibbach können sich glücklich schätzen, 'dass Menschen dort leben, die sich so mit der Dorfgemeinschaft verbunden fühlen, dass sie sehr viel Geld in die Hand nehmen und eine Kunsthalle bauen. Gerade in jüngster Zeit hat die Kunst oft Schlagzeilen gemacht: die Preise steigen in schwindelerregende Höhen, Investoren packen die für viele Millionen gekauften Bilder als Geldanlage in den Tresor. Welch Glück also, dass es noch Kunstliebhaber gibt, die diesen Namen tatsächlich verdienen und bereit sind, ihre Liebe zur Kunst mit anderen Menschen zu teilen'.

Ja, so steht es in der Zeitung, und das kann und muss man so stehen lassen wie es dort geschrieben steht: nicht in den publikumswirksamen Zentren der großen Städte haben sich Irena Haas und Ulrich van Gemmern den Standort für ihre Sammlung ausgewählt. Dort, wo ihr Lebensmittelpunkt ist, wollen sie in direkter Nachbarschaft und unmittelbarer Nähe die Kunst bei sich haben, die ihnen ans Herz gewachsen ist. Leidenschaft war schon immer die Triebfeder ihres Handelns; so auch bei der Festlegung für eine endgültige Heimat ihrer Sammlung. Mit ihrer nachahmenswerten Standortauswahl freut sich die gesamte Dorfgemeinschaft, der Landkreis, die Region; gar das ganze Land.

 

So wird der Bau zur Fertigstellung aussehen: auf 21,5 Meter Länge und 15 Metern Breite und einer Grundfläche von 322,5 Quadratmetern werden die Ausstellungen auf drei halbgeschossig ineinander vernetzten Etagen gezeigt werden. Das Gebäude wird am höchsten Punkt eine Höhe von 11 Metern erreichen. Dem Sammlerpaar geht es um sachgerechte Verwahrung der über Jahre zusammengetragenen Kunstwerke. Es geht ihnen aber auch um eine kunsthistorische Aufarbeitung ihrer ohne merkantiles Kalkül geschaffenen Sammlung. Am Ende bekommt ihr Sammeln ein Gesicht, in dem womöglich auch Strukturen ihrer Obsession offengelegt werden. Die Kunstwerke sind ursprünglich zusammengetragen worden, um Privat- und Geschäftsräume damit auszustatten. Jetzt geht es ihnen auch ein wenig um das Hinterfragen ihrer Leidenschaft. Für alle Beteiligten ein aufregender Prozess.