Michael Schultz Daily News Nr. 965

Michael Schultz Daily News Nr. 965

Berlin, den 26.6.2015

Großer Bahnhof gestern in Budapest: zur Eröffnung der Bernd Kirschner-Ausstellung erschienen mehr als 120 Besucher, unter ihnen die Botschafter aus Belgien, der Niederlande sowie die Botschafterin von Norwegen. Ausgestellt wurde in der 'Art Factory', zu sehen waren die Ergebnisse seines rund vierwöchigen Stipendien-Aufenthaltes. Augenblicklich läuft auch noch seine Einzelausstellung bei Molly Krom in New York, in Venedig wird er auf der Triennale gezeigt,  und später im Jahr  sind seine Bilder auch noch bei Mathias Kampl in München zu sehen. Ein volles Programm, welches es zu bewältigen gilt.

Diese Woche war überschattet vom Positionsgerangel um Griechenland. Noch ist nichts entschieden, nach draußen wird gewettert und eine enorme Betriebsamkeit signalisiert. Hinter den Türen, so hört man, sollen die  Kompromisse bereits ausgehandelt sein. Das ganze Theater was jetzt noch und vermutlich bis zur letzten Sekunde vorgeführt wird, dient einzig und alleine der späteren Rechtfertigung,  alles Erdenkliche unternommen zu haben, um die Griechen zum Kniefall zu bewegen. An vorderster Front unsere Kanzlerin, die ihr Volk in mühsamer Kleinarbeit auf den ˈGrexitˈ vorbereitet hat. Für sie wäre es Niederlage und Schande zugleich, wenn Tsipras und Varoufakis mit erhobenem Haupt und leicht lächelnd vor den Kameras der Welt ihren Verbleib im Euro verkünden könnten. Alles spricht dafür, dass es so kommt; auch wird es einen Schuldenschnitt geben, der in einer schwer zu entwirrenden Mogelpackung verbuddelt sein wird. Griechenland wird schnell zur Ruhe kommen, die Touristen werden wieder in Scharen an die Ägäis reisen, und am Ende des Jahres klopfen sich die Beteiligten auf die Schulter: was sind wir doch für tolle Hechte. Abnehmen werden wir ihnen das nicht, aber im Glauben lassen wir sie darüber.

Good News gibt es zur Russland/Ukraine-Krise. Zum ersten Mal seit Februar hat der russische Präsident Putin wieder mit Obama telefoniert. In dem Gespräch haben die Staatschefs internationale Konflikte wie die Atomverhandlungen mit dem Iran, aber auch den Kampf gegen die IS-Terrormiliz erörtert, erklärte das Weiße Haus. Ein weiteres Thema sei der Konflikt in der Ukraine gewesen. Obama habe Putin aufgefordert, das Minsker Abkommen einzuhalten und umzusetzen, und seine schweren Waffen aus der Ukraine abzuziehen. Man spricht wieder miteinander; das gibt Hoffnung auf eine schnelle und friedliche Lösung der vielfältigen warmen und kalten kriegerischen Auseinandersetzungen.

Anlässlich des 64. Jahrestages des Koreakrieges wurde am Mittwoch dieser Woche in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang ein Anti-USA Tag zelebriert. 100.000 Menschen versammelten sich zur gemeinsamen Hasstirade gegen alles was aus den USA kommt. Von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA wurde verbreitet: 'Asien sollte die rechte Hand der USA abschneiden, Afrika sollte sich erheben und die linke Hand der USA abschneiden, der Nahe Osten sollte die Knöchel und Europa den Hals der USA abschneiden.' Harter Tobak, wenn dieser aus berufenem Munde käme. Doch Gott sei Dank sind die Strippenzieher der nordkoreanischen Marionettenregierung so langsam am Aussterben, und das gibt Hoffnung, dass auch dieser letzte kleine Erdzipfel den Weg in eine einigermaßen zivilisierte Weltgemeinschaft findet.  

Sepp Blatter, so scheint es, hat den Weg zurück zu sich selbst gefunden. Im Schweizer 'Blick' ließ er durchblicken, dass nicht er vom Amt zurückgetreten ist, sondern das Amt sich von ihm lösen wollte. Jetzt sei man wieder im Reinen miteinander, so als ob es die Korruptionsvorwürfe, die Ermittlungen des FBI und die Verhaftungen mehrerer FIFA-Funktionäre niemals gegeben hätte. Nur wer die Gegenwart versteht, kann die Zukunft gestalten, waren sinngemäß seine Worte zum Bau des FIFA-Museums. Er wird wohl bleiben wollen. Good News für die vielen Buschmänner und Stammeshäuptlinge, aber auch für die vom Aussterben bedrohten Schweizer Familienbetriebe, die sich seit Generationen mit der Herstellung von Briefumschlägen beschäftigen. Aber auch die Satire wird ihm danken; keiner als er versteht es besser, die Hände des anderen zu waschen. Ein wahrer Meister seines Fachs. 

Silvio Berlusconi, ein weiterer Grande einer aussterbenden Gattung, verließ dieser Tage fröhlich lächelnd das Familiengericht im norditalienischen Monza. Nur noch 1,4 Millionen Euro Unterhalt muss er seiner Ex-Frau künftig zahlen. Sie wollte 3 Millionen haben, doch der Richter kürzte ihre Forderungen auf etwas mehr als die Hälfte. Die 1,4 bekommt sie im Monat; wohlgemerkt. ˈZum Leben zu wenig und zum Sterben zu vielˈ, soll die Ex nach der Urteilsverkündung von sich gegeben haben.... 

Die Queen verlässt heute das Land. Es soll wieder wärmer werden. Schönes Wochenende.