Michael Schultz Daily News Nr. 957
Michael Schultz Daily News Nr. 957
Zürich, den 16. Juni 2015 wer sich zur Messezeit in Basel nicht rechtzeitig um ein anständiges Hotelzimmer gekümmert hat, für den wird es entweder eng, oder aber recht teuer. Man weicht nach Deutschland aus, oder wohnt in Zürich. Dort sind die Preise moderat und es gibt auch jetzt noch ein anständiges und bezahlbares Angebot. Gestern also war es soweit; während der Eröffnung der 'Unlimited' goss es in Strömen, drinnen der Champagner und vor der Tür aus einem mächtigen Wolkenbruch. 'Unlimited', dem musealen Herzstück der 'Art Basel', wurde auch in diesem Jahr wieder die Auftakteröffnung überlassen, und wer zu den Privilegierten mit Vorbesichtigungsstatus gehörte, wurde nicht enttäuscht. Ein Großteil der ausgestellten Künstler wurde gesichtet, dabei wurde performed, diskutiert, gelästert und gelacht; ein wenig auch ein Klassentreffen der Älteren. Anwesend waren u.a. Konrad Klapheck, Franz Erhard Walther, Günther Uecker, Lawrence Weiner; zu den Ausgestellten gehören Peter Feldmann, Jannis Kounellis, John Armleder, Sturtevant, Gilbert & George, Emilio Vedova, Ai Weiwei und Bruce Naumann. Die über Siebzigjährigen sind es, die in diesem Jahr das Bild in der Halle der unbegrenzten Möglichkeiten beherrschen; und tun sie mit Bravour. Installatives, reichlich Video-Kojen, und leider ein bisschen zu wenig ansprechende Malerei wird geboten. Das absolute Maler-Highlight ist eine 312 x 720 Zentimeter große Leinwand von Konrad Klapheck. 'In the Age of Violence II' (Abbildung), einem Mitte der neunziger Jahre entstandenen monumentalen Prachtstück, wird verantwortungsvolle Ehre, aber auch die Bürde auferlegt, der Malerei die Reverenz zu erweisen; und das tut es mit Glanz. Klapheck stellte einen roten Dump Truck und einen in mattgrün gehaltenen Bulldozer ins Bildzentrum; im Gewerk seine Metaphern für Gewalt und Zeit. Ein wirklich starkes Bild. Im Eingangsbereich der großen Halle performt auf einem überdimensionalen Teller der von der Berliner Galerie Dittrich & Schlechtriem vertretene Künstler Julius von Bismarck. Mit spärlichem Interieur und Bett mit Nachtlampe dreht sich die Scheibe in gehörigem Tempo, auf ihr der Künstler, der diesen tagtäglich im achtstündigen Dauermarathon sein 'Egocentric System' vorführt. Für Künstler und Betrachter gleichsam eine Herausforderung. Das Fahrrad, als Synonym für Bewegung und Massen, ein Dauerthema in der Kunst von Ai Weiwei. Nichts Revolutionäres, eher eine technische Spielerei, mit der sich der chinesische Dauerdissident seit langem beschäftigt. Für seinen 'Unlimited'-Auftritt hat er die Fahrräder gestapelt, geschichtet und zusammenmontiert; 'Stacked' aus dem Jahre 2012 gehört zu den eher wenig aufsehenerregenden Kunstwerken; nicht alles was aus seiner Werkstatt kommt, überzeugt. Überzeugend dagegen die Erklärung von Andy Denzler (Bildmitte): wenig von dem was Ai Weiwei als Künstler schafft, erklärt das Wesen der Chinesen. Genauso wenig erklärt das Bankgeheimnis über das Wesen der Schweizer. Klare Worte zum Auftakt. |
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