Die Argonauten, die Mannschaft des mythischen Schiffs Argo, wurden schon von Homer besungen und versinnbildlichen die suchende Abenteuerfahrt per Schiff.
„Der Künstler ist immer ein Argonaut. Er zieht mit seiner Kunst in Imaginationen aus, um etwas heimzuholen. Kunst ist immer ein Wegfahren in eine Distanz zur Gegenwart. Sie lebt von der Hoffnung, dieses Sich-weg-Bewegen bekäme den Sinn eines klareren Blicks auf den Ort des Bleibens. Der Künstler ist unterwegs mit der Behauptung: ich finde die Wahrheit.“ sagt Hans-Hendrik Grimmling.
Grimmlings Gemälde-Serie seiner Argo-Zeichen, hochaktuell im laufenden Jahr entstanden und noch immer weiterwachsend, untersucht die inhaltlichen und gesellschaftlichen Aspekte einer solchen Symbolik und auch weitere zugrundeliegende, visuelle Ideen von Raum-Eroberung und Bild-Expansion.
Für Grimmling sind seine Zeichen vor allem Metapher und Mahnmal der ewigen Frage nach Abfahrt und Ankunft, nach Ent-Fernung, nach Bleiben und Wegwollen oder Wegmüssen.
Diese bohrende Aktualität des Inhalts überträgt sich auch auf die den einzelnen Leinwänden ganz eigene Dynamik im Ausdruck. Er verwendet die Variationen und Aufschlüsselungen der mächtigen Symbolik allerdings nicht nur inhaltlich, sondern sehr strukturell und der Komposition dienend.
„Das weiße Segel ist im Bild eine elegische Form wie das Kreuz. Das Kreuz ist das weiteste Zeichen von Ordnung und Halt“ berichtet Grimmling. „In meinen frühen argonautischen Bildern ist das Segel eine große weiße Dreiecksform, die über dem Zentrum liegt, da, wo das Kreuz wäre: in der Bildmitte. Es ist auch ein Spiel, Weite in das Bild zu projizieren.“
Was beim Bootfahren die Weiten des Horizonts sind, findet in Hans-Hendrik Grimmlings Gemälden eine mentale Entsprechung. Stabilität innerhalb der Reihe finden die Formen durch ihre serielle Konstanz und Rhythmik.
Hans-Hendrik Grimmling wurde 1947 in Zwenkau bei Leipzig geboren. Nach Studium an der HfBK Dresden und HGB Leipzig wurde er 1977 Meisterschüler bei Gerhard Kettner. Nach seiner Übersiedlung nach Westberlin im Jahr 1986 lebt und arbeitet er weiterhin in Berlin.
Aktuell sind frühe Werke von Hans-Hendrik Grimmling auch Bestandteil der großen dokumentarischen Schau „Gegenstimmen. Kunst in der DDR 1976 – 1989“ im Berliner Martin-Gropius-Bau. Noch bis zum 4. September zeigen die Kunstsammlungen Chemnitz (Theaterplatz 1) seine Retrospektive ‚Positionen‘.