Düsseldorf. In Alberts Haus ist die Zeit stehen geblieben. Alles ist grau, so als läge überall Staub. Einzig die Erinnerung erscheint farbig glänzend und projiziert ein Mädchen, vielleicht eine junge Frau, an die Wände. Um so erfreuter ist der auf jung getrimmte Grandseigneur, als Bette auftaucht. Schicke Tasche, Tweedrock, selbstbewusster Schritt. Eine Gegenüberstellung mit Folgen beschreibt der Düsseldorfer Künstler Stephan Kaluza in seinem Psychogramm „3D“. 2012 war Uraufführung in Stuttgart. Jetzt steht eine Inszenierung von Kurt Josef Schildknecht auf dem Spielplan des Kleinen Hauses.
Deprimierend, bitter, unverständlich - Kritik in der WAZ
Düsseldorf. In Alberts Haus ist die Zeit stehen geblieben. Alles ist grau, so als läge überall Staub. Einzig die Erinnerung erscheint farbig glänzend und projiziert ein Mädchen, vielleicht eine junge Frau, an die Wände. Um so erfreuter ist der auf jung getrimmte Grandseigneur, als Bette auftaucht. Schicke Tasche, Tweedrock, selbstbewusster Schritt. Eine Gegenüberstellung mit Folgen beschreibt der Düsseldorfer Künstler Stephan Kaluza in seinem Psychogramm „3D“. 2012 war Uraufführung in Stuttgart. Jetzt steht eine Inszenierung von Kurt Josef Schildknecht auf dem Spielplan des Kleinen Hauses.
Geschichte eines Missbrauchs
In seinem Zwei-Personen-Stück erzählt der bildende Künstler, Schriftsteller und Theaterautor Kaluza die Geschichte eines Missbrauchs. Eine Frau sucht ihren Ex nach 20 Jahren auf, um ihm vom Tod der Tochter Clara zu berichten. Sie ist damals mit dem Kind nach New York gezogen, um es vor seinen Übergriffen zu schützen. Am Ende steht die angeblich verunglückte junge Frau selbst da. Sie hat die Geschichte nur erfunden und ist zurück ins Haus ihrer Kindheit gekommen, verkleidet als Mutter Bette.
Der Autor Kaluza hat die Bühne selbst eingerichtet: ein leerer Raum umgeben von weißen Wänden. Hier erscheinen verblasste Bilder der Vergangenheit. Verlassene Zimmer, Spielzeug, eine Bibliothek. Später nimmt eine Kindfrau in zigfacher Ausführung die Fläche ein. An den Seiten: vier Stühle. Es wird ein längeres Gespräch.
Noch umkreisen sich Mann und Frau wie lauernde Tiere. Er: charmant, verbindlich. Sie: auf Krawall gebürstet, aufbrausend. Allgemeinplätze, dann Vorwürfe, es gibt Streit. Michael Abendroth ist Albert, ein smarter Gutverdiener um die 60, jugendliche Freundin. Er beteuert seine Unschuld. Er ist überzeugt, ein guter Vater gewesen zu sein. Abendroth hat die Figur im Griff, die sich ändert, zusehends grauer wird, am Ende kippt bis zum bemitleidenswerten Tropf, krumm und müde. Im Grunde ein Opfer wie seine Tochter. Sie spielt Tanja Schleiff als Mischung aus junger Frau und reifer Dame. Erst ist sie cool, dann wird sie hysterisch, am Ende kniet sie dem Peiniger wieder im Kleinmädchenkleid zu Füßen.
Schrecklich ist das - und trotzdem weit weg. Dies ist eher eine Versuchsanordnung über Macht und Ohnmacht, die ein Zuschauer verfolgt, anstatt sie zu erleben. Und so hofft man zwischendurch, alles möge etwas schneller reifen und steht am Ende doch vor einem Rätsel. Was soll es, menschliche Dramen sind so: deprimierend, bitter, unverständlich.