Michael Schultz Daily News Nr. 961

Michael Schultz Daily News Nr. 961

Berlin, den 22. Juni 2015
 
 
als am späten Samstagnachmittag der Hammer auf das letzte der rund 2.300 Lose aus der umfangreichen Achenbach Insolvenz Auktion gefallen war, gab es stehenden Applaus für den Auktionator. Ausnahmslos alle Lose, die aufgerufen wurden, kamen unter den Hammer, und insgesamt knapp 9 Millionen Euro wurden dabei erzielt. Eine Gesamtsumme, die bisher bei uns im Land noch nicht erzielt wurde.
 
Geschickt wurden vom Kölner Auktionshaus die Aufrufpreise recht niedrig gehalten, das schaffte Begehrlichkeit und sorgte für eine bisher noch nie erreichte Beteiligung. Höchstpreise wurden erzielt insbesondere für die Plastiken von Jörg Immendorff. Von dem 2007 verstorbenen Künstler kam eine ganze Reihe seiner sogenannten Affenplastiken unter den Hammer; allesamt wurden sie zum Vielfachen des unteren Aufrufpreises zugeschlagen. Die Auktion könnte der Beginn einer neuen Aufmerksamkeit für Immendorff bedeuten und ihm die verdiente Marktstabilität zurück verschaffen.
 
'Run auf die Affen - die Achenbach-Auktion' überschreibt die Deutsche Welle ihren Bericht und fährt fort: 'Helge Achenbach ist pleite und sitzt hinter Gittern. Im März hat ihn das Landgericht Essen wegen Betrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. "Achenbach hat sicherlich Fehler gemacht", räumt ein Mann ein, der namenlos bleiben möchte. "Aber müssen Superreiche, die mit Kunst noch reicher werden wollen, nicht auch damit rechnen, beschissen zu werden?"

"Beachtlich" was der schillernde Kunstberater in seinem Kunstlager so alles zusammengetragen hat. Rund 2300 Gemälde, Skulpturen, Plastiken, Drucke und Fotografien kamen unter den Hammer. Die wertvollsten wurden in Köln versteigert, darunter drei Werke von Gerhard Richter, ein Kissenbild von Gotthard Graubner und lebensgroße Affen von Jörg Immendorff. Vier Tage lang währte der Auktionsmarathon bei Van Ham. Es war die größte Versteigerung zeitgenössischer Kunst in Deutschland.

Hier einige Highlights der Auktion: Immendorffs Bronze 'Komm Jörch wir gehen' kletterte von 25.000 auf 312.000 Euro Zuschlag. Drei DIN A 4 große Papier Richter Übermalungen kamen inkl. Aufgeld auf je über 300.000 Euro Zuschlag; gestartet waren sie bei 40.000 Euro. Penck, Lüpertz, Stella, Daniel Richter, und wie sie alle heißen, haben sehr gute Ergebnisse erzielt. Einzig ein doppeltes Kissen von Gotthard Graubner erfüllte die Erwartung nicht.

Wieder ist eine gute Woche für den Kunstmarkt zu Ende gegangen; in Basel, so schätzen die Insider, wurden in diesem Jahr wohl rund 2 Milliarden Euro umgesetzt. Das Ergebnis bei Van Ham ist deshalb so bedeutend weil auf den Auktionen keine Hauptwerke versteigert wurden sondern bis auf wenige Ausnahmen eher zweite und dritte Wahl. Ein Nachweis für ungebrochene Nachfrage.