Michael Schultz Daily News Nr. 959

Michael Schultz Daily News Nr. 959

Zürich, den 18. Juni 2015

man stelle sich mal vor, dass man am Ende eines Pop-Konzerts oder eines Fußballspiels dazu gezwungen wird, vor dem Verlassen des Veranstaltungsortes nochmal die Eintrittskarte vorzulegen. Das geht gar nicht. Chaos und ewig lange Schlangen würden zu Tumulten führen. Dass aber es doch geht, wird gerade auf der ˈArt Baselˈ praktiziert. Dort kommt nur raus, wer seine Eintrittskarte vorlegen kann, die dann wie beim Eintritt via Scanner kopiert wird. Ist diese nicht mehr auffindbar, wirds kompliziert. Auf die Frage hin wozu das nützlich ist, gibt es vom Kontrollpersonal keine verwertbare Antwort: auch sie wissen nicht wozu das gut ist. 

Sinn macht das wahrlich nicht, aber vielleicht ist es ein überbordendes Sicherheitsbedürfnis, das die Messemacher zu diesem Aktionismus verführte. Was also machen, wenn am Abend weniger Besucher, oder gar mehr, auf dem Konto stehen als am Morgen erfasst wurden? Nicht auszumalen was dann passiert. Kontrollen sind wichtig, darüber braucht man nicht zu diskutieren; wenn aber die Beschäftigung mit der Eintrittskarte Vorrang vor allem anderen hat, dann nützt das wenig.

Die Schweizer beschützen ihre Errungenschaften, und dazu gehört zweifelsohne auch die ˈArtˈ in Basel. Auch gestern wieder ein volles Haus; unverdrossen hält  der Ansturm an. Der Parcours wurde neu festgelegt, und das macht die Suche nach den Ständen in diesem Jahr ein wenig zeitaufwendiger. Es sollte mehr System in die unterschiedlichen Sparten gebracht werden. Gelungen ist dies nur bedingt, weil sich einige der festverwachsenen Platzhirsche dem Versetzen erfolgreich widersetzt haben.

Wie dem auch sei: bei der Auswahl des Programms  konzentriert sich Basel in diesem Jahr auf Positionen, die für den Markt als Neuentdeckungen gelten könnten. Herbert Zangs, Daniel Spoerri, Konrad Klapheck, Arp und Schwitters. Künstler die im Erdgeschoss ausreichend und gut vertreten sind, deuten darauf hin, dass am Konzept gestrickt wurde. Eine sichtbare Veränderung, die nicht nur den Rundlauf durcheinander gebracht hat, sondern eben auch den Fokus auf die Kunst der Mitte des vergangenen Jahrhunderts verstärkte.

Der Markt schreit geradezu danach, und der Erfolg ist der beste Beleg dafür. Auf frische und vom Auktionsgeschehen unbelastete Ware, darauf kommt es jetzt an. Augenblicklich kann man noch Schnäppchen machen; vielleicht nicht gerade in Basel, wo alles ein wenig zu teuer ist, aber es lohnt die Angebote auf dem 'freien' Markt zu sondieren. Nach Basel kommt eine kurze messefreie Zeit, der Handel steht still, gute Zeit für günstige Einkäufe.

Wie kein anderer Event stimuliert die ˈArt Baselˈ den gesamten Kunstmarkt. Preise, die dort erzielt wurden, gelten als das Maß aller Dinge, wenn im Herbst der Messezirkus wieder auf Reisen geht. Das gilt auch für den Markt für ganz junge Kunst; nach zwei Tagen Vorbesichtigung wird vielerorts umgehängt. ˈAusverkauftˈ - ein Banner fürs Messegebäude.

Zum Schluss noch eine Meldung aus der Tiefe der Heimat: Bundesverkehrsminister Dobrindt hat die Einführung der Maut verschoben. Brüssel will sie nicht. Aufgeschoben bedeutet in diesem Fall auch aufgehoben. Für die CSU ein schwerer Rückschlag, für die Kanzlerin die nie eine Maut wollte, ein kurzes Lächeln. 

Geht doch.