„Wir wandeln alle in Geheimnissen. Wir sind von einer Atmosphäre umgeben, von der wir noch gar nicht wissen, was sich alles in ihr regt und wie es mit unserm Geiste in Verbindung steht“ schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe.
Es liegt in der menschlichen Psychologie, Vorgänge und Verbindungen sichtbar machen und Verborgenes aufdecken zu wollen. Nur vergessen wir dabei häufig, wie wichtig das Geheimnisvolle ist: es verführt, aktiviert die Vorstellungskraft, vertieft das Sein.
Bernd Kirschner hinterfragt in seiner Malerei diesen spannungsreichen Zusammenhang zwischen Geheimnis und Transparenz. Hinter zahlreichen, übereinander gemalten durchsichtigen Farbschichten, finden sich phantastische Landschaften und Figurengruppen, allesamt nur angedeutet, geheimnisvoll auftauchend hinter einer Art Nebel und Dunst. „Das Gesamtbild ist in sich genau ausbalanciert“, so Kirschner, „es gibt dem Betrachter gerade so viele Hinweise wie nötig vor, um von ihm zu Ende gedacht werden zu können“. Es lassen sich Geschehnisse erahnen, jedoch nicht erschließen. Diese Andeutungen und Bildhinweise knüpfen an persönlichen Geschichten, Erinnerungen und Erfahrungen eines jeden an, wir müssen uns auf sie einlassen, aktiv sehen, um zu erkennen. „Jedes Bild birgt ein Geheimnis, das der Betrachter in einer ‚präzisen Offenheit‘ selbst entdecken kann. Dies geschieht oft unterbewusst. Wenn man sich darauf einlassen möchte, dann findet eine Metamorphose von Farbmaterie zu einer neuen Bildwelt statt“.
Bernd Kirschner wurde 1980 in Memmingen geboren. Er studierte Freie Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Kirschner erhielt zahlreiche Stipendien wie u.a. in den Jahren 2002 und 2004 den Akademiepreis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 2011 das Beijing Studio Scholarship, 2013 das Atelierstipendium Künstlerhaus Edenkoben und 2015 das Residency Scholarship der Art Factory Budapest. Bernd Kirschner lebt und arbeitet in Berlin.