"Die ältesten Weltbilder der Menschheit thematisieren Vorstellungen vom ewigen Kreislauf des Lebens und Vergehens, den die Erde im wahrsten Sinne des Wortes verkörpert. So gesehen ist die Erde denkbar als ein durchblutetes Organ. Und wenn ich ein Loch in der Straße sehe oder einen Sandhaufen, dann sehe ich immer auch das gemeinsame Organ, das für mich dann sichtbar anwesend ist.“ (Jochen Proehl)
Spuren im Erdreich finden sich in unserer Alltagswelt überall. Häufig werden sie beiläufig wahrgenommen, oftmals übersehen. Sie erzählen Geschichten: sei es der Abdruck eines Schaufelstiels in losem Sand, Spuren eines Baggers oder kolossale Erdmassen auf Abraumhalden, allesamt zeugen sie von der Abwesenheit eines vormals Anwesenden oder von kosmischen Bewegungen.
Seit Kindertagen fasziniert von dem Naturmaterial Erde, schafft der in Istanbul lebende Künstler Jochen Proehl Werke, deren Ausgangspunkt jene Erdspuren und Formen sind, denen wir im Alltag begegnen. „Bereits als Kind und Jugendlicher, also lange bevor klar war, dass ich einmal Maler sein würde, habe ich mit meiner Plastikkamera aufgerissene Erde auf Baustellen fotografiert. Dem Material Erde und seinen Formen wohnt etwas inne, das mich bereits damals, ganz unbewusst, bewegt und gefesselt hat und dem ich nun mit Bildern Namen gebe“.
In abstrakten Gemälden und einer ihm eigenen Formensprache zeigt Jochen Proehl Erdstrukturen, "Imaginäre Landschaften", die für den Künstler eine allegorische Kraft und Allgemeingültigkeit besitzen.
Jochen Proehl wurde 1958 in Lübeck geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in den 1960er und 1970er Jahren in Istanbul. Anschließend studierte er Malerei an der UdK in Berlin. Der Künstler lebt und arbeitet in Istanbul.