Kim Yusobs Malerei entsteht in einem Arbeitsprozess, der an geologische Vorgänge erinnert – an Phänomene, die wir häufig als ‚Naturschauspiel‘ begreifen. Er addiert klumpige, fließende, lebendige Farbschichten auf der Leinwand, die er – ähnlich wie Vulkangestein sich schichtet – auf die Malgründe gießt. Anschließend bearbeitet er diese und setzt sie dazwischen langen Trocknungsprozessen aus. Seine Bildfindung durchläuft lange Verfahren, und die Abstraktionen in Kims Bildern sind in ihrer Entstehung andauernden Metamorphosen unterworfen. Er lotet in seinen Werken die menschlichen Urerfahrungen in Form der vier Elemente aus – indem er die Essenz von Wasser, Feuer, Luft und Erde erwähnt, statt sie abzubilden. Er führt uns an Urbilder oder Archetypen dieser Grundbausteine heran, gewissermaßen um an eine universale Form der menschlichen Vorstellungskraft zu appellieren.
Die stetige Wiederholung von Aufbau und Zerstörung mündet für den Künstler in seiner Metapher für das Ringen mit dem Inhalt. Auswüchse gedanklicher Bewegungen des Künstlers zwischen Mäßigung und Ausbruch, Entstehen und Vergehen, Euphorie und Ratlosigkeit offenbaren sich, als wäre ein zäher Lavastrom über die Leinwand geflossen und dort erstarrt, ohne dass dabei die glühende Leuchtkraft des geschmolzenen Gesteins verloren gegangen wäre. Kims Überlagern diverser Schichten und Viskositäten verdichtet sich zu einem Konzert der visuellen Explosionen, und auch zu einer Haptik aus plastischen Farbreliefs, die im Bild eine eigene Rolle einnehmen. Es geht ihm um die Essenz der Malerei und die Suche nach der immanenten Struktur der Welt, und um die eigene persönliche Ordnung im Chaos. Darüber hinaus unterzieht Kim Yusob seine Leinwände einer allmächtigen Regel, die uns auf allen seinen Formaten entgegentritt: er beschränkt sich konsequent auf quadratische Proportionen seiner Leinwände.
So formuliert der Maler in seinen Arbeiten, gerade wegen seines Verzichtes auf Gegenständlichkeit, Aussagen über das Wesen der Dinge, die sich in figurativer Form oder Worten nicht mitteilen ließen.
In seiner koreanischen Heimat unterrichtet Kim Yusob als Lehrer an der renommierten Chosun-Universität in Gwangju. Hier promovierte er im Jahr 2013 mit tiefgreifenden Untersuchungen über ‘schwarze Malerei‘.
Geboren 1959 im südkoreanischen Gwangju, nahm er dort sein erstes Kunststudium auf. Im Jahr 2000 schloß er sein zweites als Meisterschüler von Professor Petrick an der Berliner UdK ab. Seitdem pendelt er zwischen beiden Städten und beiden Welten.