Gerhard Richter gehört zu den wichtigsten Malern der Gegenwart. Er selbst bezeichnet seine Werke als „Allerweltsbilder“. Sein Œuvre umfasst einen Zeitraum von nahezu fünf Jahrzehnten. Die Galerie Michael Schultz zeigt einen Querschnitt durch Richters vielseitige Arbeitsweisen.
Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren. Er studierte an der Kunstakademie Dresden und der Kunstakademie Düsseldorf unter K.O. Götz. Er lebt und arbeitet in Köln.
Nach dem Abschluss an der Kunstakademie Düsseldorf (1964), fokussierte sich Richter auf das Abmalen von Fotografie, und arbeitet befreit von Vorstellungen, wie Malerei zu sein habe. In der Fotografie kann er seine Themen nach Belieben wählen. Er muss nichts mehr erfinden und kann alles vergessen was man unter Malerei versteht. Farbe, Komposition und Räumlichkeit waren nun keine Voraussetzungen mehr für seine Kunst. Er selbst sagte „Wenn ich ein Foto abmale, ist das bewusste Denken ausgeschaltet“, das Foto ist das perfekte Bild; es ändert sich nicht, es ist absolut, also unabhängig, unbedingt, ohne Stil“.
Richters Auswahlprozess scheint sehr bewusst - seine Affinität für Militärflugzeuge, Familienbilder (eigener als auch anderer) sowie Gruppenbilder werden im Laufe der Jahre immer auffälliger. Auch Pressebilder aus Zeitschriften sind Motive die er immer wieder aufnimmt. 1965 malt Richter Onkel Rudi, den Bruder seiner Mutter, gefallen im letzten Kriegsjahr. Neben ihm entstehen im gleichen Jahr weitere Werke von Familienmitgliedern, die im Dritten Reich gefallen sind. Es ist vermutlich kein Zufall, dass Gerhard Richter kurz darauf Herr Heyde malt, den Psychiater, der aktiv an Euthanasiemaßnahmen der Nazis beteiligt und damit mitverantwortlich für die Ermordung von Richters Tante war.
Kurz darauf (1966-67) widmet sich Richter nicht nur seinen bunten Farbtafeln, im selben Jahr beginnt er seine Auseinandersetzung mit monochromen Grautönen. Er vertieft diese Graue - Phase jedoch erst 1970 und knüpft seither oft an diese an. Alle weiteren Bilder, die ab 1972 entstehen, sind abstrakt. Im Zusammenhang mit seinen Grauen Bildern, einer Serie, die er nach wie vor verfolgt, entstehen in diesem Jahr auch die sogenannten Vermalungen. Ausgangspunkt dieser Arbeiten sind in der Regel figurative Bildideen, die er jedoch in einem Maße überarbeitet – „vermalt“ –, dass die ursprünglichen Motive fast oder gänzlich ausgelöscht sind.
In seinen abstrakten Werken arbeitet Richter mit Rakeln, Spachteln und riesigen Pinseln. Rund 30 Schichten legt er auf jede seiner Leinwände, bis er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Die halbtrockene Farbe entfernt er mit der Rakel wieder teilweise von der Leinwand, sodass nur noch Spuren der darunter liegenden Partien sichtbar bleiben. Die Werkzeuge hinterlassen Muster wie ein Autoreifen, der ein feines Profil auf der Leinwand einprägt, und stoßen am Rand kleine Wälle von Ölfarbe auf. Spachtel und Rakel geben ein grobes Raster aus Horizontalen und Vertikalen vor, dem Richter den Gestus einiger großzügiger Pinselstriche gegenüberstellt. Einzelne Partien im Bild wirken plastisch.
Zweck der Abstrakten Bilder ist allein die Malerei. Richter geht es nicht darum, in seinen Bildern Bedeutung zu transportieren, die darüber hinausgeht.