Ein quietschgrünes, lachendes Dekorations-Froschgesicht schwebt in Römer + Römers neuester Arbeit Wo ist eigentlich gestern über einer ausgelassen feiernden Menschenmenge. Im Vordergrund schaut ein junger Mann mit dunkler Sonnenbrille frontal in die Kamera und holt uns als Betrachter inmitten in das Geschehen – ein charakteristisches Vorgehen der beiden Künstler. Nicht nur außenstehender Beobachter zu sein, sondern einen Moment einzufangen, den sie persönlich erlebt haben und diesen dem Betrachter ‚erlebbar machen‘. Hierzu besuchen Torsten Römer (geb. 1968 in Aachen) und Nina Römer (geb. als Nina Tangian 1978 in Moskau) die unterschiedlichsten Orte und lassen sich inspirieren vom politischen und urbanen Leben. Inspirationsquelle für ihre neuesten Werke ist das „Fusion-Festival“, eine Technoveranstaltung, die jährlich in Lärz (Mecklenburg) stattfindet. Seit 1997 veranstaltet ein unabhängiger Kulturverein auf dem Gelände eines verlassenen Militärflugplatzes das Musik- und Kulturfestival, an dem mittlerweile 60.000 bis 70.000 Festivalbesucher teilnehmen. Drei Jahre nacheinander haben Nina und Torsten Römer immer wieder das Festival aufgesucht – jeden Sommer von 2012 bis 2014 - sind eingetaucht in das bunte Treiben und haben, nach gewohnter Manier, außergewöhnliche Alltagszenen auf Fotos festgehalten, die ihnen als Vorlage für ihre Ölgemälde dienten. Die Fotos wurden am Computer bearbeitet, montiert, verfremdet und anschließend in einer Vielzahl aus einzelnen Farbpunkten und Farbflecken, dem charakteristischen Stil der beiden Künstler, auf Leinwand übertragen. Römer + Römer fangen in ihren Werken stets einen bestimmten, ephemeren Moment in einem bewegten Geschehen ein. Mit einer virtuosen Empathie erschaffen sie Szenen, die der Betrachter in Gedanken vervollständigt, Szenen, die ihn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich assoziieren lassen. Was ging dem dargestellten Moment unmittelbar voraus? Was folgt ihm? In der Arbeit Sputnik scheint die Zeit für einen Augenblick still zu stehen, zwei sich umarmende Leute stehen auf einer Wiese, im Hintergrund ein raketenförmiges Objekt und sternförmige Leuchtkörper. Begrüßen sich die beiden? Verabschieden sie sich? Betrachten sie gemeinsam den Sonnenaufgang? - Fragen, die sich unmittelbar stellen… Römer + Römer studierten an der Kunstakademie Düsseldorf und wurden gemeinsam Meisterschüler von A. R. Penck. Sie verzeichnen zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, wie u.a. im Today Art Museum in Peking, in der Galerie Freight+Volume in New York, im Palais de Tokyo in Paris, im koreanischen Gwangju Art Museum und im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt sowie Biennale-Teilnahmen, darunter die 56. Biennale Venedig. Sie leben und arbeiten in Berlin. Die Ausstellung „Wo ist eigentlich gestern“ zeigt Römer + Römers atmosphärischen Einblick in das „Fusion-Festival“ mit einer Auswahl an Werken unterschiedlichster Formate, darunter auch sehr schmale Hochformate und ovale Leinwände.