Oliver Dorfers zweite Soloausstellung bei Michael Schultz trägt den verheißungsvollen Titel the yolo iteration – eine Wortschöpfung, die wie viele seiner Bildtitel aus den Tiefen und den Streifzügen Dorfers durchs menschliche Unterbewußtsein entstammt. Yolo hat seinen Ursprung irgendwo zwischen Mojo und Jojo; als Iteration wird die Wiederholung, die Repetition bezeichnet, vor allem im Mathematischen und in der Informatik, in der durch gezieltes Wiederholen desselben Rechenverfahrens die Lösung eines Problems schrittweise erarbeitet wird.
Auch Oliver Dorfer widmet sich den Fragestellungen des modernen Lebens schrittweise und systematisch, setzt sie jedoch in hochglänzende Gemäldeserien um. Es entsteht eine komplexe Bildwelt aus Monsterartigem, aus botanisch-psychedelischen Wucherungen, die – verbrämt im Mantel der traditionsreichen Hinterglasmalerei – mit modernsten Mitteln, Computern, Acrylglas und Projektoren doch wieder unsere Ur-Empfindungen und Ängste anspricht. Der Medienkonsum des modernen Menschen, und die Widersprüche, die sich somit zwischen unseren Um-Welten und unserem Denken ergeben, bilden eines der Grundgerüste für Oliver Dorfers malerisches Werk. Ein weiteres ist die Vielschichtigkeit der eigenen Erinnerungen, gepaart mit Versatzstücken aus dem globalen visuellen Archiv, mit Zeichnungen und mit Fundstücken aus der äußeren Welt.
Oliver Dorfer arbeitet modular, er verwendet verschiedene bildnerische Komponenten, die er organisiert und schichtet und innerhalb des dominanten Quadrat-Formats zu Panoramen aller unter die Haut gehender Ängste zusammenstellt. Wie in einer Parade von Horror-Märchendarstellern spielt er subtil und doch bedrohlich auf die unterbewußten Ebenen unserer Bilderkennungsmuster an. Diese Assoziationsmuster tragen eine entscheidende Rolle in Dorfers Malerei, ebenso wie der Abstand zum eigentlich gemalten Bild, das hinter einem Acryl-Screen durch die Spiegelung der eigenen Gestalt zusätzlich konstant verändert wird. Die Acrylquadrate erinnern an Video-Screens, an Bildschirme, oder an den strengen Glanz von C-Prints, wobei jeglicher Farbauftrag oder Haptik hinter diesem Acrylglas stattfindet.
„So ist es ein ständiges Oszillieren zwischen diesen zwei Polen, einerseits eine Reflexion über Malerei, ihre Möglichkeiten, ihren Stellenwert. Es ist aber gleichzeitig natürlich auch ein Nützen dessen, dass Malerei tut“ sagt der Künstler – Reflexion die sich einerseits – dem Material und der spiegelverkehrten Arbeitsweise geschuldet - bei jedem Betrachten der Acrylflächen einstellt, jedoch primär die geistige, das Reflektieren über uns und unsere Position in der Bildwelt. Dorfer holt den Betrachter auf zwei Ebenen mit ins Boot, ins Bild: durch das immerwährende Reflektiertwerden – die eigene Vanitas und Spiegelung der eigenen Gestalt – aber auch durch seine hartnäckige Einladung, in seinen Bildwelten nach den Ursprüngen unserer eigenen Assoziationen zu forschen.