Angelika Platens Porträtfotografien sind außergewöhnlich. Sowohl in ihrem Entstehungsprozess als auch in ihrem Ergebnis. Wenn die Fotografin ihre Kamera zur Hand nimmt, beginnt ein komplexes Geschehen, das Bilder hervorbringt, die mehr sind als ein bloßes Abbild äußerer Erscheinung.
Platen fotografiert Künstler, etablierte und junge Positionen im Atelier und an anderen Orten. Insgesamt rund 300 zeitgenössische Künstler standen für sie Modell, darunter Georg Baselitz, Sigmar Polke, Andy Warhol, Man Ray. Sie zeigt sie jedoch nicht nur in ihrer äußerlichen Physiognomie, sondern will ihnen „ins Gesicht und in die Seele schauen“ (Angelika Platen). Eine Herausforderung, denn mit jedem Porträtfoto entsteht ein Bild, das die Wahrnehmung der dargestellten Person in der Öffentlichkeit beeinflussen kann. Und genau dieser Tatsache sind sich die Abgebildeten häufig mehr als bewusst, wodurch viele dazu neigen, selbst das Bild bestimmen zu wollen, das von ihnen gemacht wird.
Angelika Platens Künstlerporträts durchbrechen diese Oberflächlichkeit. Ihr gelingt es, die Wesensart einer Person in einer einzigen Momentaufnahme einzufangen – unverfälscht und unmittelbar. Ihre Fotografien wirken wie ein Film-Still, ein angehaltenes Geschehen, dass der Betrachter in seinem Kopf weiterspinnen kann: Was brachte Imi Knoebel so zum Lachen, warum schaut Neo Rauch so nachdenklich, was sucht Sigmar Polke hoch oben in den Ästen eines Baumes? Spannend, sich in diese Welt voller besonderer Momente zu begeben.
Die Ausstellung zeigt Fotografien ihrer Anfangszeit (damals noch komplett analog entstanden und selbst in der eigenen Dunkelkammer auf Silbergelatine-Papier entwickelt) sowie auch neue Künstlerporträts der letzten Jahre (mittlerweile geringfügig digital bearbeitet), mit denen sie die Fotografie nach einer biographisch bedingten längeren Pause wieder aufnahm und die inzwischen in die Jahre gekommenen großen Künstler erneut ablichtete sowie neue, junge Positionen fotografierte, unter ihnen auch SEO und Helge Leiberg.
Parallel dazu findet im Willy-Brandt-Haus in Berlin eine weitere Ausstellung von Angelika Platen statt, „Künstlern auf der Spur - Portraits 1968-2008“ (25. Januar bis 5. März).